EU auf dem Weg zur Klimaneutralität

Energiewirtschaft – wohin geht die Reise?

Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Konkrete Hinweise dafür, welcher Weg dorthin führt, liefert die EU-Kommission in ihren Strategien für das Energiesystem der Zukunft und für sauberen Wasserstoff.

Derzeit sind etwa 75 % der Treibhausgasemissionen in der EU auf Energie zurückzuführen. Darum ist einer der Kernpunkte in der Strategie der EU-Kommission die Integration der Energiesysteme sowie deren Vorteile für eine kosteneffektive Dekarbonisierung.

Das lässt sich an 3 Stoßrichtungen festmachen:

1. Realisierung der Kreislaufwirtschaft auch bei Energiesystemen – mit dem Fokus auf Energieeffizienz

Höchste Priorität räumt die EU-Kommission den ressourcenschonendsten Technologien ein, wobei unvermeidbare Abfallströme für die Erzeugung von Energie wiederverwendet werden sollen.

Synergien, wie sie derzeit schon in Kraft-Wärmekopplungen, in der Energie- bzw. Wärmerückgewinnung oder beim Recycling bestimmter Abfälle und Rückstände genutzt werden, müssen künftig branchenübergreifend realisiert werden.

Weiteres Potenzial zur Effizienzsteigerung kann beispielsweise in der Nutzung von Abwärme aus industriellen Prozessen, Rechenzentren oder durch die Erzeugung von Energie aus Bioabfällen oder in Kläranlagen gehoben werden.

2. Ausbau der erneuerbaren Energien beim und durch den Verbraucher

Das schnelle Wachstum und die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit durch kostengünstige Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen können einen wachsenden Anteil des Energiebedarfs decken.

Beispiele dafür finden sich in der Verwendung von Wärmepumpen zur Raumheizung, in Niedertemperatur-Industrieprozessen, bei Elektrofahrzeugen für den Transport oder in der Umstellung auf Elektroöfen in bestimmten Branchen.

Mehr über den Einsatz von E-Mobilität als Werkzeug zur Laststeuerung der öffentlichen Netze erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.

3. Einsatz erneuerbarer, kohlenstoffarmer Kraftstoffe

Hier miteingeschlossen ist auch Wasserstoff für jene Endanwendungen, bei denen eine Elektrifizierung nicht möglich, nicht effizient oder mit höheren Kosten verbunden ist.

Erneuerbare Gase und Flüssigkeiten aus Biomasse oder erneuerbarer, kohlenstoffarmer Wasserstoff können Lösungen bieten, mit denen die aus erneuerbaren Quellen erzeugte Energie gespeichert werden kann. Hierbei können auch Synergien zwischen Elektrizitätssektor, Gassektor und Endverbrauch genutzt werden.

Als beispielhaft gelten u. a. die Verwendung von grünem Wasserstoff in industriellen Prozessen und im Güterverkehr auf der Straße und auf der Schiene, synthetische Kraftstoffe aus erneuerbaren Energiequellen im Luft- und Seeverkehr oder der industrielle Einsatz von Biomasse.

Funktionell interessant wird ein integriertes, oder auch ein „multidirektionales“ System sein, bei dem die Verbraucher eine aktive Rolle bei der Energieversorgung spielen.

„Vertikal“ tragen dezentrale Produktionseinheiten und Kunden aktiv zum Ausbalancieren der Netze und zur Flexibilität des Systems bei. Das betrifft beispielsweise Biomethan aus organischen Abfällen, die auf lokaler Ebene in Gasnetze eingespeist werden, oder auch so genannte „Vehicle-to-Grid“-Dienstleistungen.

„Horizontal“ findet zunehmend ein Energieaustausch zwischen einzelnen Verbrauchssektoren statt, so zum Beispiel bei Energiekunden, die im „Smart District“ Wärme über Heiz- und Kühlsysteme austauschen, oder bei jenen Kunden, die Strom ins öffentliche Netz einspeisen, den sie einzeln oder als Teil von Energiegemeinschaften produzieren.

Konkret heißt das:

  • Massive Investitionen in die energetische Renovierung unserer Gebäude und Infrastrukturen sowie eine stärkere Kreislaufwirtschaft, die vor Ort Arbeitsplätze schaffen.
  • Durchführung von Projekten im Bereich erneuerbarer Energien, insbesondere Wind- und Solarenergie und Ankurbelung einer sauberen Wasserstoffwirtschaft in Europa sowie ergänzend die Forcierung von Zukunftstechnologien wie z. B. zur Erzeugung von E-Fuels.
  • Saubererer Verkehr und sauberere Logistik, einschließlich der Installation von einer Million Ladestationen für Elektrofahrzeuge, Förderung öffentlicher Verkehrsmittel und saubere Mobilität in den Ballungsräumen.
  • Begleitend dazu die Bereitstellung ausreichender Mittel zur Weiterbildung, um die Umschulung von Arbeitskräften zu fördern und Unternehmen so bei der Erschließung neuer Geschäftsmöglichkeiten zu unterstützen.

Mehr zum Stand der Technik und der Kostensituation bei synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels, BtL, GtL etc.) erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.